Mittwoch, 14. Juni 2017

Die Empfehlungen aus der Spätlese













Phillipa Ashley: Hinter dem Café das Meer, Dumont Taschenbuch
Dieses Buch ist einfach nur nett! Die Geschichte von Demi und Cal liest sich locker runter, ist amüsant und gut erzählt, hat einen niedrigen Kitschfaktor und vor allem keine künstlich aufgebauschten Aufreger und ach-so-dramatische-Wendungen. Dabei sind alle Zutaten für einen ordentlichen Klischee-Cocktail enthalten: Eine armes schönes Mädchen, ein reiches schönes Mädchen, ein grummliger, aber attraktiver Erbe, ein runtergekommenes Anwesen und die Küste von Cornwall. Aber bei Dumont erscheinen einfach keine schlechten Bücher, und auch dieses mochte ich richtig gern. Ein perfektes Urlaubsbuch, und das eine oder andere Gläschen Wein verträgt man auch dazu.


Sarah Schmidt: Weit weg ist anders. Insel Taschenbuch
Hier habe ich mich schier gekräuselt vor Lachen, diese Mädels! Frau Scholz und Frau Jacobi sind irgendwie über siebzig, aber beileibe noch keine Seniorinnen (auf jeden Fall keine von der Seniorinnen-Teller-Sorte), lernen sich in der Reha kennen und finden sich höchsten suboptimal sympathisch. Aber sie können einander ziemlich nützlich sein, und daraus entsteht... ein bisschen Freundschaft, ein bisschen Roadtrip, ein bisschen Tragikomisches - so eine biestige, realistische, runde Geschichte gibt es nicht so oft.


Barbara Vine: Es scheint die Sonne noch so schön. Diogenes Taschenbuch
Dieses Buch steht stellvertretend für alle Romane von Barbara Vine (außer "Kindes Kind", der ist doof), die dankenswerterweise jetzt wieder aufgelegt werden. Sie ist die Meisterin der subtilen Spannung, der perfekt komponierten, psychologisch ausgefeilten Geschichten und der überraschenden Enden. Vergesst Charlotte Link oder Elizabeth George, Barbara zeigt, wie man's am besten macht! Hier geht es um eine Gruppe junger Leute, die zusammen einen Sommer in einer Art Kommune in einem geerbten alten Landhaus leben. Was hippiemäßig friedlich beginnt, eskaliert mit zunehmender Hitze und Geldmangel, und zehn Jahre später werden zwei Skelette gefunden - eine junge Frau und ein Säugling...


Dennis Lehane: Ein letzter Drink. Diogenes Taschenbuch
Auch die Krimies um Patrick Kenzie und Angela Genaro gab es schon mal bei Diogenes, jetzt werden sie neu übersetzt und erscheinen nach und nach wieder. So ein Glück! Sie sind düster, brutal und manchmal ziemlich pessimistisch, aber so absolut lesenswert allein wegen der beiden Hauptfiguren - und natürlich ihrem Sidekick Bubba Rogowski. Boston und seine Seilschaften (politische, Mafia und auch sonst) kommen nicht gut weg, aber die Handlung entwickelt einen solchen Sog, dass man die Bücher am liebsten alle hintereinander weg lesen möchte. Im ersten Teil hat laut Auftraggeber eine Putzfrau bei einem Senator Dokumente geklaut, die Patrick wieder zurück bringen soll. So simpel ist es natürlich nicht, auf den Fotos ist der Senator mit einem Unterweltboss zu sehen und Patrick hat leider ein Gewissen.



Andreas Pflüger: Endgültig. Suhrkamp Taschenbuch
Erinnert ihr euch noch, wie toll ich letztes Jahr "Neuntöter" fand? Hier kommt endlich mal wieder ein Krimi, der mich ähnlich begeistert hat, und den ich atemlos an einem Sontag verschlungen habe. So viel Handlung, solche Charaktere, so ein Spannungsbogen!! Es geht um eine junge Polizistin in einer Spezialeinheit, die bei einem Einsatz erblindet ist und nun in einen alten Fall eingeschaltet wird. Allein, wie Jennys Welt beschrieben ist, wäre schon lesenswert, aber diese Geschichte ist insgesamt so unglaublich dicht und packend erzählt. Die Zusammengehörigkeit innerhalb "der Abteilung", die Vorgeschichte des Falls, die Einzelheiten rund um den Täter - ich bin echt aus dem Häuschen.



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