Mittwoch, 11. Januar 2017

Die Empfehlungen aus der Spätlese


Tana French: Gefrorener Schrei, Scherz Verlag

Eine neue Tana French, endlich! Auf die Bücher von ihr warte ich immer ganz begierig, bisher mochte ich alles und auch das neue Buch enttäuscht nicht. Dieses Mal steht Antoinette Conway im Mittelpunkt, die wir ja schon in "Geheimer Ort" kennen gelernt haben (für Tana French-Neulinge: Man begegnet bei ihr stets alten Bekannten, denn sie lässt immer ein anderes Mitglied der Dubliner Polizei in den Vordergrund treten, während im Hintergrund Personen aus ihren anderen Büchern eine Rolle spielen. Gefrorener Schrei ist ihr sechstes Buch, und man kann dadurch jedes für sich lesen und quer einsteigen). 

Antoinette werden als einziger Frau und Neuling im Mordderzernat von ihren Kollegen einige Steine in den Weg gelegt, aber sie beisst sich durch. Als sie mit ihrem Partner (Stephen Moran, den kennen wir aus "Geheimer Ort") in einem scheinbar klaren Mord ermittelt - Frauenleiche, Tisch romantisch für zwei gedeckt, Kerzen und Wein = eindeutig Beziehungstat - soll sie eigentlich nur den Freund der Toten verhaften. Sie ist bei so viel Eindeutigkeit aber misstrauisch, und die folgende Handlung ist so stringent erzählt, so fesselnd und gut geschrieben, dass ich das Buch quasi in einer Nacht gelesen habe. Neulich habe ich die Frieda-Klein-Reihe von Nicci French ja als eine meiner liebsten Krimi-Reihen gelobt - die Bücher von Tana French (so merkt sich's auch besser) ist die andere.


Tom Hillenbrand: Gefährliche Empfehlungen, KiWi Taschenbuch

Xavier Kieffer ist zurück! Das sind eindeutig Wohlfühlkrimis, auch für Leute die nicht gerne Krimis lesen. Aber Affinität zu Wein und Kulinarik sollte da sein, denn es wird lecker! Dieses Mal geht es für den ehemaligen Sternekoch aus Luxemburg um einen antiquarischen Restaurantführer, für den jemand über Leichen geht. Dazu wird wieder geschlemmt und getrunken, und auch ich hatte unbändige Lust auf ein Glas Wein beim Lesen. Daneben sind die Hintergründe aber wie immer gut recherchiert und es macht einfach Spaß, in Xaviers Welt einzutauchen und seinem Dickkopf zu folgen. Auch hier kann man mit dem fünften Fall gut quer einsteigen, aber auch die anderen Bände sind sehr lesenswert.

Karin Kalisa: Sungs Laden, Droemer Knaur Taschenbuch

Ein Lieblingsbuch! Dieses Buch mag ich so gerne, wegen der Sprache, den Personenzeichnungen und der fein ausgedachten Handlung. Es geht um einen vietnamesischen Gemischtwarenladen in Berlin, aber oh, was steckt alles drin in diesem schönen kleinen Roman! Wie bei einem Steinchen, das man ins Wasser wirft, entstehen hier aus einer kleinen Begebenheit immer größere Kreise, und alle sind von Offenheit und Zuneigung und einem Glaube ans Gute geprägt

Das kann man wahrhaft brauchen in einer Zeit, in der man manches Mal schon an den Menschen verzweifeln könnte. Hier kommt aber der Gegenentwurf, eine Utopie, ein Märchen? Egal, die Welt kann ein bisschen Nettigkeit und Glitzer gut vertragen. Am liebsten würde ich hundert Exemplare kaufen und sie überall in der Welt liegen lassen, damit andere sie finden und lesen.

Lucy Astner: Polly Schlottermotz, Thienemann Planet!

Jaha, ein Kinderbuch! Aber die Geschichte von Polly und ihrer großen und schockierenden Entdeckung fand ich so witzig erzählt, dass ich sie gerne für alle ab 6 zum Vorlesen oder ab 9 zum Selberlesen empfehlen möchte. Vor allem, weil die Botschaft - wir müssen nicht alle gleich sein, es ist gut sich zu unterscheiden und eigen zu sein - so unverkrampft und leichtfüssig daher kommt. Bei all den turbulenten Szenen und den lustigen Dialogen stelle ich mir vor, dass Vorlesen fast sogar noch mehr Spaß macht als Selberlesen...







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen